2. Die Abreise

 

2.2 Der Abschied - Teil 1/2

Wenige Tage später fand die große Abschiedsfeier statt, in deren Verlauf die neuen Studenten ihre Urkunden erhielten. Man hatte keine Kosten und Mühen gescheut, diese Feier zu einem Erlebnis für die Beteiligten zu machen. Die Eltern und Angehörigen der Neuen hatten Führungen durch die gesamte Anlage hinter sich und konnten nun ermessen, was ihre Kinder bei den Prüfungen zu leisten hatten. Nach dem offiziellen Teil der Feier sorgte eine Band für die richtige Stimmung und so wurde noch lange bis in die Nacht hinein gesungen, getanzt und es wurden lange Gespräche geführt.
Isabella stand bei den Doppelgängern ihrer Eltern und fühlte sich äußerst unwohl, als sie diesen fremden Menschen gegenüber eine Vertrautheit spielen musste, die sie nicht empfand. Sie musste sich allerdings eingestehen, dass man die beiden wirklich sehr gut hergerichtet hatte. Von Weitem hätte sie selbst sie mit ihren echten Eltern verwechseln können. Nun sah sie sich den wachsamen Blicken Carol Giurescus ausgesetzt, der auch weiterhin darüber wachte, dass kaum jemand Kontakt zu dieser Familie aufnehmen konnte. Selbst Jan und seine Eltern wurden nur widerwillig geduldet.
»Ich komme mir vor, wie in einem billigen Spionagefilm«, flüsterte Jan Isabella ins Ohr. »Dort hinten stehen die anderen rumänischen Gorillas und gegenüber - auf der anderen Seite - stehen ein paar unauffällige Männer. Die sind bestimmt vom CIA, da bin ich sicher.«
»Das sind sie«, stimmte Isabellas Vater-Double leise zu. »Sie achten darauf, dass gleich alles ohne Zwischenfälle abläuft.«
Er nahm Isabella in den Arm, die sich einen winzigen Augenblick sträubte. »Isabella, bitte! Es ist bald vorbei. Sie werden uns sicher gleich wieder in unser Quartier schaffen. Du musst ihnen eine gute Szene liefern. Ich bin dein Vater und die Frau dort ist deine Mutter. Man will uns auseinanderreißen. Schaffst du das?«
Isabella nickte unmerklich. »Meinen Sie, man wird Sie jetzt schon wegbringen?«
»Oh, da bin ich absolut sicher. Es ist nur noch eine Frage von Augenblicken.«
Sie blickte zu ihm hoch. »Wieso glauben Sie das?«
Er lächelte sie an, gab ihr einen Kuss auf die Wange und strich ihr behutsam über das Haar. Sie war so abgelenkt, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Giurescu und einige seiner Leute plötzlich neben ihnen standen.
»Was wollen Sie denn?«, fragte Jan aggressiv.
Giurescu lächelte. »Nicht so forsch, junger Mann. Wie mir berichtet wurde, ist ihnen das schon einmal nicht sehr gut bekommen. Sie haben doch schon Bekanntschaft mit meinem Kollegen Papu geschlossen, oder nicht?« Er wandte sich an Isabellas Eltern. »Es wird Zeit. Verabschieden Sie sich von ihrer Tochter.«
»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, rief Isabellas Mutter wütend. »Gönnen Sie uns doch wenigstens die wenigen Minuten mit unserem Kind!«
Giurescu schüttelte den Kopf. »Es ist etwas geschehen. Ich habe Anweisung, Sie in Sicherheit zu bringen. Die Angelegenheit erlaubt leider keinen Aufschub. Machen Sie bitte keine Szene und kommen Sie mit uns.«
Isabella warf sich ihrem Vater in die Arme und schaffte es sogar, ein paar echte Tränen zu vergießen, die ihr über die Wangen rollten. Jan war sprachlos. Die Situation war so vollkommen absurd. Während alle anderen noch ausgelassen feierten, beschwor die rumänische Delegation ein Familiendrama herauf. Es erschien ihm so unsinnig. Homer hatte sie zwar eingeweiht, doch wirkte die Szene so verblüffend echt, dass er sich zurückhalten musste, keine Dummheiten zu machen. Er hatte jedoch Giurescus Warnung verstanden, nicht unüberlegt zu handeln.
Sanft aber bestimmt trennte Giurescu Isabella von ihren Eltern, die er seinen Männern übergab. Sie machten einen sehr niedergeschlagenen Eindruck, doch die Rumänen ließen sich nicht erweichen und führten sie aus dem Saal hinaus. Giurescu grüßte noch, indem er sich mit dem Finger an die Schläfe tippte. Breit grinsend schloss er sich seinen Kollegen an und verließ die Feier.
Isabella wischte sich die Tränen ab und sah Jan an. »War ich wenigstens überzeugend?«
»Überzeugend? Ich war kurz davor, wieder dazwischen zu gehen!«
Isabella lachte auf. »Damit hast du ein Problem, was? Was glaubst du, was geschehen wäre, wenn du das getan hättest?«
»Dieser Giurescu hat es ja dezent angedeutet. Nein danke, dieser Papu hat mir gereicht.«
Sie schmiegte sich an Jan. »Andererseits ist es für eine Frau durchaus beruhigend, wenn ihr Freund bereit ist, sie zu beschützen. Ich hoffe nur, dass dieses Theater wenigstens erfolgreich war.«
»Oh, das war es!«, dröhnte die laute Stimme von Homer Sherman hinter ihnen. »Ihr wart wirklich gut.«
Jan und Isabella fuhren herum. »Haben Sie uns die ganze Zeit über beobachtet?«
»Natürlich. Ich wollte bereitstehen, wenn ein Eingreifen notwendig geworden wäre, aber ihr habt der rumänischen Delegation ein tolles Stück vorgespielt.«
»Wissen Sie, wieso die meine Eltern so schnell wegbringen wollten?«, fragte Isabella.
»Sie werden wohl erfahren haben, dass deine Geschwister spurlos verschwunden sind, und haben ihre Schlüsse daraus gezogen«, lachte Homer. »Aber jetzt will ich der wirklichen Familienzusammenführung nicht länger im Wege stehen.«
Er hob einen Arm und gab einem Mitarbeiter ein Zeichen, worauf er eine Tür öffnete und Isabellas Eltern hereinführte. Für Isabella gab es nun kein Halten mehr. Sie stürzte ihnen entgegen und warf sich ihrem Vater in die Arme. Ihre Mutter Ileana stand mit glücklichen Augen daneben und wartete, bis auch sie an die Reihe kam, ihre Tochter zu begrüßen. Jan und seine Eltern beobachteten die Szene und spürten, dass dies ein ganz besonderer Moment für die Familie Grimadiu war.
Jan wartete geduldig mit seinen Eltern, bis Isabella mit ihren Eltern zu ihnen kam. Sie lächelte strahlend. »Darf ich meine Eltern vorstellen? Sie verstehen leider zurzeit kein Deutsch und nur wenige Brocken Englisch, aber ich kann alles übersetzen.«
Sie gaben sich gegenseitig die Hand zur Begrüßung und Isabella erklärte ihren Eltern etwas auf Rumänisch. Ihr Vater sah Jan plötzlich misstrauisch an.
»Was ist los?«, fragte er. »Warum sieht er mich so an?«
Isabella lachte. »Ich hab ihnen eben erklärt, dass du mein Freund bist und sie nett zu dir sein sollen. Aber du weißt ja: Väter und Töchter ... Er wird sich daran gewöhnen müssen.«
»Er sieht aber nicht sehr begeistert aus.«
Isabella lachte noch immer. »Aus seiner Sicht kommst du daher und nimmst ihm seine Tochter weg. Ich regle das schon. Er wird schon begreifen, dass ich nicht mehr das kleine Mädchen bin.«
Ihre Gesichtszüge froren ein wenig ein, als sie Carol Giurescu in der Menge entdeckte. Ihre Mutter stieß sie mit dem Ellenbogen an und deutete ebenfalls in die Richtung, aus der sich der rumänische Agent ihnen zielstrebig näherte. Leichte Angst zeichnete sich wieder in ihren Augen ab.
Isabella drückte ihre Hand. »Keine Angst, Mutter. Das hat sicher nichts zu bedeuten.«

»Herr und Frau Grimadiu«, sagte er, als er direkt vor ihnen stand. »ich möchte mich bei ihnen noch einmal persönlich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die ich ihnen bereiten musste. Aber ich konnte Sie nicht in die Pläne einweihen, da meine rumänischen Kollegen sonst Verdacht geschöpft hätten.«
»Dann ging die ganze Aktion von – ihnen – aus?«, fragte Roman entgeistert.
»Nein, das nicht«, meinte Giurescu und deutete auf Homer. »das gebührt diesem Mann hier. Er hat alles eingefädelt. Er ist auch schuld daran, dass ich nun in den Vereinigten Staaten bleiben werde, da meine Tarnung nun nicht mehr gegeben ist.«
»Dann gehören sie zum CIA?«, wollte Ileana wissen.
»Ursprünglich war ich Mitglied der Securitate, allerdings in Funktion als Spitzel der CIA. Nach dem Sturz Ceausescus wurde die Securitate offiziell aufgelöst, im Hintergrund jedoch reorganisiert. Offiziell gehörte ich zuletzt der Nachfolgeorganisation SRI an – doch das gehört nun der Vergangenheit an. Ich vermute, dass meine früheren Kollegen in Kürze erkennen werden, dass sie nicht Sie beide, sondern zwei Agenten in ihrer Gewalt haben. Ein paar Mitarbeiter meiner Behörde sind bereits auf dem Weg zu ihnen, um ihnen die Entscheidung, dieses Land zu verlassen, leichter zu machen. Hat man Ihnen bereits Vorschläge gemacht, wie es weitergehen soll?«
»Bisher nicht sehr konkret«, sagte Roman.
Giurescu wandte sich an Homer Sherman. »Ist die Asylfrage etwa noch nicht geklärt?«
»Carol, ich kann nicht zaubern. Das Verfahren läuft. Wir prüfen noch, was geeigneter ist - ein Asylantrag in den USA oder eine Aufnahme in den UNO-Status. Auf jeden Fall wird die Familie Grimadiu nicht mehr nach Rumänien zurückkehren müssen - es sei denn, sie wollen es.«
Giurescu übersetzte und bald entspannten sich die Gesichtszüge von Isabellas Eltern.
Erst jetzt begann der Abend, richtig schön zu werden. Isabella, die schon seit einiger Zeit im Takt der Musik gewippt hatte, griff Jan am Arm und zog ihn in Richtung Tanzfläche. »Jetzt bist du reif! Ich möchte tanzen.«
»Isabella, du weißt, dass ich das nicht kann.«
»Dummes Zeug! Das, was man hier tanzt, kann jeder! Du wirst es doch nicht wagen, mir einen Korb zu geben?« Ihre Augen blitzten ihn an und duldeten keinen Widerspruch.
Mit gemischten Gefühlen ließ er sich fortzerren und beide Elternpaare blickten ihnen nachdenklich hinterher. Als sie sich wieder einander zuwandten und sich ihre Blicke trafen, mussten sie dennoch lächeln.
Es wurde noch ein sehr lustiger Abend und Isabella und Giurescu hatten alle Hände voll zu tun, ständig für ihre Eltern oder Homer zu übersetzen. Doch die ausgelassene Stimmung nach der bestandenen Prüfung, sowie die Nachrichten über die bevorstehende Ankunft von Isabellas Geschwistern ließ die Feier für die Beteiligten richtig toll werden. Erst am frühen Morgen sanken sie alle in ihre Betten und schliefen bald ein.
Der folgende Tag gehörte den Familien der neuen Akademiemitglieder. Homer Sherman ließ sie weitgehend in Ruhe, damit seine Schützlinge ihre letzten Stunden im Kreise ihrer Angehörigen verbringen konnten. All zu bald schon würden sie sich für längere Zeit von ihnen verabschieden müssen.
Jan nutzte die Zeit, um seinen Eltern das Shuttle zu zeigen, mit dem er am nächsten Tag zum Mond starten würde. Er hatte sich bei der Verwaltung einen Leihwagen besorgt und fuhr mit seinen Eltern zum Startgelände. Wiederholt wurden sie angehalten, wenn sie in eine Zone erhöhter Sicherheit einfahren wollten, aber Jans Ausweis, sowie die Besucherausweise seiner Eltern sorgten dafür, dass sie stets passieren durften.
In der Ferne tauchte bereits die Silhouette der mächtigen Mondfähre auf, die schon auf ihrem Starttisch stand und mit Dutzenden von Kabeln mit dem Startgerüst verbunden war.
Als sie näherkamen, sah Paul Lückert immer beeindruckter zu diesem Riesen hinauf.
»Meine Güte, was ist das denn für ein Koloss?«, fragte er. »Waren die Spaceshuttles schon immer so groß?«
Jan lachte.
»Vater, das ist nicht das Spaceshuttle, das du kennst. Das hier ist die Moonshuttle-1 – eine Neuentwicklung. Sie ist ein gutes Stück größer als die alten Shuttles. Darüber hinaus ist sie dazu konzipiert, direkt den Mond anzusteuern und auch auf ihm zu landen. Wenn du genau hinschaust, wirst du sehen, dass die Moonshuttle-1 über vier Zusatztriebwerke verfügt. Sie werden nicht mehr abgeworfen, wie beim Vorgänger, sondern sind fest eingebaut. Wir werden sie als Steuertriebwerke bei der Landung auf dem Mond einsetzen, da die Moonshuttle auf dem Mond so landen wird, wie sie hier steht – aufrecht. Wegen der geringeren Anziehungskraft reicht der verbleibende Brennstoff dann für einen Start von der Mondoberfläche. Gelandet wird dann allerdings auf der Erde wieder wie bisher. Das Shuttle wird wie ein normales Flugzeug gelandet.«
»Sag Junge, ist dieses Ding schon einmal gestartet, oder seid ihr die Ersten, die damit fliegen?«, wollte Maria wissen.
»Mutter, du musst keine Angst haben. Das Schiff war sogar bereits auf dem Mond. Es gab keinerlei Probleme. Ich werde mich auch melden, sobald wir angekommen sind.«
»Trotzdem fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass du dort einsteigst«, sagte Maria. »werdet ihr nicht ungeheuren Kräften ausgesetzt, wenn dieser Shuttle startet?«
Jan nickte. »Das ist richtig. Wir werden kurzfristig unser siebenfaches Körpergewicht spüren. Während dieser Phase werden wir uns nicht bewegen können, aber keine Angst, wir haben das hier auf dem NASA-Gelände oft in der Zentrifuge geübt. Es ist nicht angenehm, aber wir werden es aushalten.«
»Können wir noch näher an dieses Shuttle heran?«, fragte Jans Vater interessiert. »Kann man es vielleicht sogar besichtigen?«
»Nein, das wird nicht möglich sein, Vater. Wir werden morgen damit starten. Aus diesem Grunde ist es jetzt ein Hochsicherheitsbereich. Selbst ich hätte vor morgen früh dort keinen Zutritt mehr.«
»Weswegen hast du uns dann hier hergebracht?«, wollte Paul Lückert wissen.
»Ich hatte gedacht, dass es euch interessieren würde, womit ich morgen diesen Planeten verlassen werde. Aber wir können gern zurückfahren und den Rest des Tages gemeinsam zu Hause verbringen.«
Als sie sich zu ihrem Auto umdrehten, sahen sie, dass sich aus der Ferne ein weiteres Fahrzeug näherte. Es handelte sich eindeutig ebenfalls um eines der Leihfahrzeuge der NASA. Jan ging mit seinen Eltern zurück zum Parkplatz, auf dem ihr Auto abgestellt war. Bis sie den Wagen erreichten, kam auch das andere Fahrzeug an und parkte direkt neben ihnen. Die Fahrertür öffnete sich und Isabella kletterte mit ihren Eltern und Geschwistern heraus. Isabella und Jan starrten sich einen Moment ungläubig an.
»Was machst du denn hier?«, fragte Isabella lachend.
»Das könnte ich dich auch fragen«, gab Jan zurück. »ich wollte meinen Eltern einfach zeigen, mit welchem Vogel wir morgen starten werden.«
»Ich hatte die gleiche Idee!«, rief Isabella und lief auf Jan zu, um ihm einen Kuss zu geben.
»Das ist ja lustig, dass wir den gleichen Gedanken hatten«, sagte sie anschließend.
Sie drehte sich zu ihrer Familie um. »Das sind übrigens meine Geschwister. Sie sind gestern noch hier angekommen. Links ist Alexandra, meine älteste Schwester, daneben ist Milan, mein Bruder und rechts steht unser Küken Salka.«
Jan musterte die Drei einen Moment, bevor er ihnen seine Hand gab, um sie zu begrüßen. Alexandra war eindeutig eine jüngere Ausgabe Isabellas. Sie würde ebenfalls eine Schönheit werden, wenn sie älter wurde. Salka sah Isabella nicht ähnlich – sie kam mehr auf den Vater heraus, der einen etwas stämmigeren Körperbau hatte. Aber auch sie machte einen äußerst sympathischen Eindruck. Milan war das Ebenbild seines Vaters. Das sagte sicherlich noch nichts über sein Wesen aus, aber Milan musterte Jan mit einem Blick, mit dem ihn auch Isabellas Vater gemustert hatte.
»Jan, sei uns bitte nicht böse, wenn wir heute nichts zusammen unternehmen können«, sagte Isabella. »aber ich werde meine Familie längere Zeit nicht sehen können. Deshalb will ich es noch genießen, sie bei mir zu haben.«
Jan nahm sie in den Arm. »Dafür musst du dich doch nicht bei mir entschuldigen, Isabella. Mir geht es doch genau so. Wir haben noch viel Zeit, um zusammen zu sein. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Wir sehen uns morgen früh.«
Er gab ihr noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, dann trennten sie sich und fuhren – jeder mit seiner Familie – zurück zu den Unterkünften.
Am nächsten Morgen mussten sie alle früh aufstehen, da Homer Sherman allen neuen Studenten mitteilen ließ, dass sie für die Mondfähre ein Startfenster von 14 – 16 Uhr erhalten hätten. Während dieser Zeit sollte – so die Wettervorhersage – die Lage für einen Start am stabilsten sein.
Für Jan bedeutete es, dass er sich von seinen Eltern spätestens um 10 Uhr verabschieden musste. Etwa vier Stunden nahmen die Vorbereitungen der Raumfahrer in Anspruch.
Es fiel seinen Eltern extrem schwer, sich von ihm zu trennen und sie machten es ihm selbst ungemein schwer dadurch. Immer wieder umarmte Maria Lückert ihren Sohn und drückte ihn. Als es schließlich an der Tür klingelte und der Fahrdienst Jan abholen wollte, war er fast erleichtert.
Schnell wandte er sich zum Gehen. In der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte:
»Seid mir nicht böse, aber ich muss jetzt ganz schnell gehen, sonst gehe ich vielleicht gar nicht mehr.«
»Lauf schon, Junge!«, rief sein Vater, der einen Arm um seine Frau gelegt hatte. »Wir packen das schon, deine Freundin vielleicht nicht.«
Jan schloss die Tür und folgte dem Fahrer des Fahrdienstes zum Wagen. Als sie losfuhren, standen seine Eltern vor der Haustür und winkten ihm hinterher.
»Das war es also, das alte Leben«, dachte Jan. »Alles, was jetzt kommt, ist totales Neuland.«
»Sind die anderen bereits am Sammelpunkt?«, fragte er den Fahrer.
»Ob alle bereits dort sind, kann ich nicht sagen«, antwortete der Mann. »Ich habe nur Nelson Dwhite, Yves Dolbèrt und Sie abzuholen. Sie sind der Letzte aus meiner Runde.«