6. Das Leben in der Akademie

6.2 Salinger


Sie standen vor Dr. Salingers Dienstzimmer und waren sich nicht schlüssig, ob sie einfach eintreten sollten oder lieber warten, bis er sie hineinbat.
»Er hat aber gesagt, er erwarte uns in seinem Büro«, sagte Pelle. »Also ich würde jetzt anklopfen und einfach hineingehen. Drum herum kommen wir ja nicht, und je eher wir es hinter uns haben, umso besser. Das ist jedenfalls meine Meinung.«
»Vermutlich hast du sogar recht.«
»Und warum gehst du dann nicht hinein?«
Jan druckste herum. »Na ja, wenn ich ehrlich bin, hab ich etwas Angst vor meiner eigenen Courage ...«
Isabella rollte mit ihren Augen und zwängte sich zwischen den beiden Jungs hindurch. Energisch klopfte sie an die Tür.
Dr. Salinger öffnete und musterte sie der Reihe nach. »Da ist ja mein Spätschicht-Triumvirat. Kommt rein.«
Zögernd betraten sie Salingers Reich. Insgeheim hatten sie erwartet, einen mit Büchern und Unterlagen übersäten Raum vorzufinden, doch Salingers Büro war ausnehmend ordentlich und kahl. Das Mobiliar war spartanisch, an den Wänden hingen keine Bilder oder Fotos, bis auf einen großen Organisationsplan, auf dem er seine Unterrichtsveranstaltungen eingetragen hatte.
Salinger deutete auf ein paar einfache Stühle. »Setzt euch.«
Nachdem sie Platz genommen hatten, blickten sie sich eine Weile schweigend an.
»Ihr fühlt euch nicht wohl in eurer Haut, weil ich euch zu mir gebeten habe, nicht wahr?«
Jan nickte. »Da ist was dran, Dr. Salinger.«
»Ihr wisst, dass ich meine Vorlesungen stets pünktlich beginne. Aus diesem Grunde empfinde ich persönlich es auch als sehr unhöflich, wenn wiederholt Studenten zu spät zu meinen Veranstaltungen erscheinen. Ihr drei seid mir schon häufiger aufgefallen - und denkt nicht, ich bekäme es nicht mit, wenn jemand von der Tür aus ans nächstgelegene Pult schleicht. Ihr seid als Studenten der UNO in einer herausragenden Position und habt auch eine Vorbildfunktion. Es ist euer Job, hier zu lernen und ich erwarte, dass ihr diesen Job gut macht. Ich erwarte von euch, dass ihr in Zukunft pünktlich erscheint ... Haben wir uns da verstanden?«
Jan kam sich vor, wie ein Delinquent vor der Aburteilung und nickte stumm. Auch die beiden anderen nickten.
»Hat es euch die Sprache verschlagen?«, fragte Salinger. »Während der Vorlesung hatte ich durchaus den Eindruck, als hättet ihr euch eine Menge zu erzählen.«
»Wir werden uns bemühen, in Zukunft pünktlich zu sein«, sagte Pelle.
»Falsch! Ihr werdet pünktlich sein.«
»Können wir jetzt gehen?«, fragte Isabella.
»Nein, wir sind noch nicht fertig. Ihr habt doch nicht gedacht, dass ich euch nur wegen dieser Verspätung in mein Büro zitiere? Ich hatte nur die Gelegenheit ergriffen, euch ins Gewissen zu reden, aber ihr seid aus einem ganz anderen Grund hier.«
Er griff eine kleine Mappe mit dem Ausdruck ihres Aufgaben-Scans und betrachtete sie. »Der wahre Grund ist euer Lösungsansatz.«
»Ich hab's gleich gesagt«, flüsterte Pelle Jan zu.
Salinger grinste. »Angst vor der eigenen Courage? Dem werden wir es zeigen ... mit seinen verrückten Aufgaben. Ist es nicht so?«
Sie blickten ihn schuldbewusst an.
»Ihr müsst mir nichts vormachen. Ich hätte vermutlich genauso gedacht. Meine Aufgabenstellung war absolut unlösbar.«
Jan, Pelle und Isabella blickten sich mit gerunzelter Stirn an. »Sie wussten es von Anfang an?«
»Sicher. Ich wollte testen, wie sich die Studenten verhalten, wenn ich ihnen eine solche Aufgabe stelle. Was soll ich sagen? Fast alle haben bis zum Schluss wie besessen gerechnet und die unterschiedlichsten Lösungen angeboten. Sie hatten letztlich nur eines gemeinsam: Das Raumschiff stand auf dem roten Planeten und war dort gefangen. Es gibt kein Szenario, bei dem der restliche Treibstoff für einen Start ins All gereicht hätte. Trotzdem hat fast jeder stur gerechnet, wie man das Schiff möglichst wirtschaftlich auf dem Mars landen kann. Nur ein Team hat meine Vorgaben ad absurdum geführt und sich geweigert, überhaupt eine Landung ins Auge zu fassen. Ihr. Darf ich fragen, warum? Die Vorgabe war doch klar formuliert: Das Schiff sollte auf dem Mars gelandet werden.«
»Das meinen sie jetzt nicht ernst, oder?«, ereiferte sich Jan. »Sie haben doch selbst eben gesagt, dass die Aufgabe nicht lösbar war. Ich kann doch nicht ein Raumschiff samt Besatzung landen, wenn ich genau weiß, dass man nicht mehr von dort wegkommt. Ich würde die Besatzung unter Umständen zum Tode verurteilen. Nein, Dr. Salinger, einen solchen Auftrag würde ich nicht ausführen. Befehl hin, Befehl her. Als Captain hätte ich die Verantwortung für meine Leute und da pfeif ich auf meine Befehle. Wenn Sie uns das jetzt negativ auslegen wollen, sag ich Ihnen gleich, dass ich Widerspruch beim Fachrat einlegen werde.«
»Na, deine Stimme hast du jedenfalls wiedergefunden«, lachte Salinger. »Ich darf dir versichern, dass ich eure Lösung in keiner Weise negativ sehe. Meine Aufgabe war in höchstem Maße provokant. Ich kann mir so etwas leisten. Schließlich habe ich den Ruf, hart, unfair und arrogant zu sein.« Er setzte sich bequemer hin, verschränkte seine Finger und verzog seinen Mund. »Vermutlich hat man damit sogar recht. Letztlich ging es mir darum, Studenten zu finden, die in der Lage sind, sich über unsinnige Anweisungen im Ernstfall hinwegzusetzen. Der Fachrat selbst hat mich gebeten, mir ein Szenario auszudenken, um solche Studenten zu finden. In eurem späteren Job werdet ihr immer wieder mit Befehlen zu tun haben, die ihr im Einzelfall bewerten müsst. Raumfahrer sind keine Soldaten, die stur einem Befehl folgen und das eigene Leben notfalls aufs Spiel setzen. Wie Jan es eben sagte: Er hätte die Verantwortung. Also hätte er auch die Auslegung des Befehls infrage zu stellen. Ihr habt genau das getan - leider aber auch nur ihr. Ich hatte gehofft, noch weitere Kandidaten zu finden.«
»Kandidaten?«, fragte Jan. »Kandidaten wofür?«
»Nun, ihr wisst selbst, dass unser Bedarf an Piloten und anderem Fachpersonal für unsere aufstrebenden Raumfahrtprojekte unverhältnismäßig steigt. Es ist daher die Bitte an mich herangetragen worden, auszuloten, ob es Studenten gibt, die für eine vorgezogene Prüfung infrage kommen. Ihr drei seid mir dabei schon in der Vergangenheit häufiger aufgefallen - nicht nur durch Zuspätkommen.«
Er griff eine andere Mappe. »Jan Lückert. Bruchlandung eines Moonshuttles gleich bei der Ankunft auf dem Mond, spektakulärer Unfall mit einem Jumper, waghalsige Rettungsaktion von Isabella Grimadiu. Schon dabei hast du dich über bestehende Anweisungen hinweggesetzt. Pelle Larsson. Hervorragender Techniker. Agiert überaus kreativ bei Reparaturen an Raumfahrzeugen. Isabella Grimadiu. Überragende Ergebnisse bei allen Aufgaben, bei denen es um praktische Bedienung von Raumfahrzeugen geht. Ihr ragt alle drei weit aus der Masse der übrigen Studenten eures Jahrgangs heraus. Ich werde eine Empfehlung an den Fachrat geben, in euren Fällen einen vorgezogenen Abschluss zu prüfen.«
Er machte eine kurze Pause und blickte sie an. »Das bedeutet jetzt nicht, dass in ein- bis zwei Tagen eure Prüfung stattfinden wird. Es wird lediglich eine Entscheidung darüber zu treffen sein, ob man es euch anbieten kann. Ich jedenfalls drücke euch dafür meine Daumen.«
Die drei schwiegen, und starrten Salinger an.
»Soll das jetzt ein Witz sein?«, fragte Pelle nach einer Weile.
»Absolut nicht. Es hat schon früher Fälle gegeben, in denen man Studenten angeboten hatte, ihren Abschluss vor der veranschlagten Zeit zu machen. Der Fachrat entschließt sich allerdings nicht leichtfertig dazu, sondern prüft äußerst gewissenhaft, wem ein solches Angebot unterbreitet werden kann. Ich will jetzt nicht behaupten, meine Stimme hätte so viel Gewicht, dass man es schon als Tatsache ansehen könnte, aber ihr solltet euch zumindest nicht wundern, wenn es geschehen sollte. Natürlich fehlt euch noch eine Menge theoretischer Stoff und man würde auch erwarten, dass ihr neben einem Job weiterhin lernt, um das aufzuholen. Das klingt vielleicht sehr schwer, aber ich darf euch versichern, dass es eure Vorgänger ebenfalls gemeistert haben.«
»Ich komm da nicht ganz mit«, sagte Jan. »Sie machen uns hier den Mund wässerig und bereiten uns darauf vor, dass wir möglicherweise unsere Abschlussprüfung vorziehen dürfen, sagen aber gleichzeitig auch, dass ihre Stimme eigentlich nicht so viel Gewicht hat, um viel bewirken zu können. Warum erzählen sie uns das dann überhaupt? Jetzt laufen wir Gefahr, uns falsche Hoffnungen zu machen. War das ihre Absicht?«
Salinger grinste. »Natürlich nicht. Ich sag es mal so: Es würde mich schon arg wundern, wenn der Fachrat euch nicht auf seinem Radar hätte. Und nun sollten wir unsere Konferenz hier beenden. Ihr habt sicher Hunger und wollt in die Kantine, oder? Ich jedenfalls bin zum Essen verabredet.«
Sie erhoben sich und verabschiedeten sich von Dr. Salinger, der sie noch bis zur Tür begleitete und mit Handschlag entließ.
»Ich kann noch gar nicht glauben, was ich eben gehört habe«, sagte Isabella.
»Wie bewerten wir das überhaupt?«, fragte Jan. »War das jetzt die Vorbereitung darauf, dass man uns die Treppe hinauffallen lässt, oder wollte Salinger sich nur wichtigmachen?«
»Schwer zu sagen. Er ist schon ein komischer Kauz, aber ich hab noch nie gehört, dass er seinen Leuten gegenüber unehrlich gewesen wäre.«
»Wir sollten essen gehen«, entschied Pelle. »Das heißt, wenn ihr begnadeten Piloten mit einem hervorragenden Techniker noch etwas zu tun haben wollt.«
Lachend liefen sie den Gang zur Kantine hinunter und ernteten fragende Blicke von anderen Studenten, die ihnen entgegenkamen. Die meisten hatten den großen Speisesaal bereits wieder verlassen und besuchten weitere Vorlesungen, oder beschäftigten sich mit ihren Aufgaben in ihren Wohneinheiten. Jeder griff sich ein Tablett und sie stellten sich an der Essenausgabe an. Die Frau vom Küchenpersonal sah sie abwartend an, als sie den Speiseplan studierten.
»Dürfte ich erfahren, was ihr wollt?«, fragte sie. »Erst spät kommen und dann nicht wissen, was man will. Das hab ich schon gern.«
»Ist das Mondkalb schon wieder aus?«, fragte Pelle mit Unschuldsmiene. »Ich hatte mich so darauf gefreut.«
»Pelle Larsson! Das einzige Mondkalb, das ich sehe, steht direkt vor meinem Tresen! Also: Was darf es sein?!«
»Was ist denn um diese Zeit noch zu bekommen?«
»Vom asiatischen Reisgericht ist noch einiges da, ebenso vom Chili con Carne. Für die Schnitzelgerichte seid ihr leider zu spät.«
»Gibt's noch Nachtisch?«, fragte Jan.
»Und Salat?«, rief Isabella hinterher.
»Also? Was darf ich euch geben?«
»Mir einen großen gemischten Salat mit Essig und Öl, und dann noch das Reisgericht«, sagte Isabella.
»Chili für den großen Appetit«, bestellte Pelle grinsend.
Jan nickte. »Mir dasselbe. Und packen sie noch einen Nachtisch dazu.«
»Was ist mit Getränken?«
Jan wandte sich zu seinen Freunden. »Wie wär's mit alkoholfreiem Bier?«
Sie nickten zustimmend. »Dreimal alkoholfreies Bier, bitte.«
Die Frau packte ihnen die Bestellungen auf ihre Tabletts und sie suchten sich einen freien Tisch in dem fast leeren Saal.
Während des Essens entdeckten sie einen Studenten, der, wie sie auch, zu spät zur Essensausgabe erschien. Pelle deutete mit einer Bewegung seines Kopfes in seine Richtung. »Wir sind nicht die Einzigen, die so spät noch hier auftauchen.«
Sie wandten ihre Köpfe zum Tresen und sahen gerade noch, wie der Student sein Tablett schwungvoll von der Ablage nahm und dabei sein Essen überall im Raum verteilte. Völlig entgeistert blickte er auf die Trümmer seines Mittagessens.
Die Drei prusteten vor Lachen los und schlugen mit ihren flachen Händen auf den Tisch.
»Muss ein Neuer sein«, sagte Pelle kichernd. »Er hat den Unterschied zwischen Gewicht und Masse noch nicht drauf.«
Der fremde Junge warf ihnen einen verärgerten Blick zu und ließ sich von der Küchenfrau Lappen über die Theke reichen.
»Wir sollten ihm helfen«, schlug Isabella vor.
»Wieso denn?«, fragte Jan und hob verständnislos seine Arme. »Dieses Lehrgeld mussten wir doch alle zahlen, oder nicht?«
»Schon, aber wir haben ihn schon ausgelacht und hatten unseren Spaß. Ich werd ihm helfen. Wenn ihr euch dazu zu fein seid, könnt ihr ja hier sitzen bleiben.«
Pelle und Jan machten ein betroffenes Gesicht, blieben aber sitzen und sahen Isabella hinterher, die sich einen der Lappen griff und dem jungen Studenten bei der Beseitigung seines Missgeschicks half.
»Hätten wir auch helfen sollen?«, fragte Jan.
»Wieso denn? Haben wir die Sauerei gemacht? Du musst nicht immer gleich springen, wenn Isabella mit den Fingern schnippt. Sonst stehst du irgendwann richtig unter ihrem Pantoffel, glaub's mir.«
»Mein Gott, Pelle, tu doch nicht so fürchterlich abgeklärt! Wenn Gina dabei ist, machst du auch nicht solche Sprüche.«
Pelle verschränkte seine Arme vor der Brust. »Hmm.«
Inzwischen waren Isabella und der Junge mit ihrer Arbeit fertig und sie brachte ihn mit an ihren Tisch. »Das ist Piet van Hoegdaal. Er ist einer von vier Neuen, die sie von Florida hochgeschickt haben. Piet ist erst seit einem Tag auf dem Mond.«
Piet wusste nicht, wie er sich verhalten sollte - zumal er von den beiden vor ein paar Minuten noch ausgelacht worden war. Es entstand eine peinliche Pause, bis Jan sich einen Ruck gab und sich von seinem Sitz erhob. Er reichte ihm seine Hand. »Ich bin Jan Lückert, und ... tut mir leid, wenn wir dich vorhin durch unser Gelächter bloßgestellt haben. Du konntest nicht wissen, worauf du hier auf dem Mond achten musst, wenn du erst seit gestern hier bist.«
Piet griff die Hand und schüttelte sie. »Schon in Ordnung. Ich war aber eben echt sauer - erst auf mich und dann auf euch.«
Pelle reichte ihm auch seine Hand. »Pelle Larsson. Bist du Niederländer?«
»Nein, ich komme aus Südafrika. Ich bin in der Nähe von Pretoria geboren.«
»Ah, daher der Name. Die sprechen dort unten ja auch holländisch.«
»Afrikaans. Wir sprechen Afrikaans. Das ist ein großer Unterschied.«
Pelle zuckte mit den Schultern. »Okay, davon hab ich keine Ahnung.«
»Darf ich mich zu euch setzen?«, fragte Piet.
»Klar, aber willst du dir nicht erst noch was zum Essen holen? Deine erste Mahlzeit hast du ja über den Fußboden verteilt.«
»Stimmt. Ich geh dann noch mal.«
»Er ist doch eigentlich ganz in Ordnung, oder?«, fragte Isabella, nachdem Piet gegangen war.
»Der erste Eindruck ist okay«, sagte Jan.
Ihr neuer Kollege steuerte kurz darauf mit seinem Tablett ihren Tisch an, wobei er sich übervorsichtig bemühte, seinen Fehler nicht zu wiederholen.
»Gar nicht so einfach. Das Zeug entwickelt bei jeder Bewegung ein Eigenleben.«
Isabella nickte. »Das sind nur die Probleme der ersten Tage. Deine ganze Muskulatur ist noch auf Erdschwerkraft geeicht, und wenn man glaubt, man hat es im Griff, stellt man fest, dass es einen Unterschied zwischen Gewicht und Masse gibt. Das sind die Gelegenheiten, bei denen dann das Essen auf dem Boden landet. Mach dir nichts draus. Als ich neu war, hab ich jemandem mein Nudelgericht in den Nacken gekippt.«
»Und meine Cola landete bei meinem Gegenüber im Gesicht«, fügte Pelle hinzu.
Piet lachte. »Das war bestimmt auch lustig.«
»Na ja. Jedenfalls nicht für mich. Ich denke, ich hab mich ähnlich gefühlt wie du vorhin.«
»Ihr seid also schon länger hier?«
»Wir sind im fünften Semester.«
»Wow, dann macht ihr ja schon bald eure Prüfungen. Könnt ihr mir vielleicht ein paar Tipps geben, wie ich mich hier besser einleben kann?«
Jan nickte. »Das können wir sicherlich. Aber mal eine Frage: Wieso bist du eigentlich allein unterwegs? Wenn ich es vorhin richtig mitbekommen habe, seid ihr doch eine neue Vierergruppe.«
Piet winkte ab. »Mit denen hab ich nicht viel zu tun. Wir haben uns während der Tests in Florida total auseinandergelebt. Mir reicht es schon, mit meinem schärfsten Konkurrenten, einem Jungen aus Brasilien, zusammenzuwohnen.«
Die Drei sahen sich verblüfft an. »Das kennen wir überhaupt nicht. Wir sind auch alle aus demselben Jahrgang, aber wir waren schon Freunde, als wir hierher kamen. Ihr müsst euch zusammenraufen. Ehrlich. Ohne Teamgeist geht hier auf dem Mond gar nichts.«
»Vielleicht wird es ja noch was, wenn wir uns nicht mehr als Gegner betrachten, wer weiß? Aber könnt ihr mir verraten, wie man sich besser und schneller hier einleben kann?«
Pelle deutete auf die Stelle, an der Piet sein Essen verloren hatte. »Es steht und fällt mit deinem Körpergefühl unter der Mondschwerkraft. Wenn du das dort vermeiden willst, und nicht ständig dein Tablett verkrampft durch die Gegend tragen willst, buche schnellstens einen Kurs in unserer Sportzone. Es werden Training und Sportarten angeboten, die speziell unter geringer Schwerkraft interessant sind. Die Trainer sind sehr gut und zeigen dir, worauf es hier wirklich ankommt. Es mag sein, dass dir die Sportarten nicht zusagen, aber mach es trotzdem, damit deine Muskulatur nicht erschlafft - das ist wichtig. Gleichzeitig bekommst du ein gutes Körpergefühl.«
Nachdem sie aufgegessen hatten, erhoben sie sich.
Isabella sagte: »War nett, dich kennengelernt zu haben, Piet. Wir müssen jetzt los. Wir haben noch eine Lehrveranstaltung, die wir nicht verpassen dürfen.«
»Ich muss zur Einführungsveranstaltung«, sagte Piet. »Vorlesungssaal HQ-031. Wisst ihr, wo das ist?«
»Komm einfach mit. Unsere Vorlesung ist ganz in der Nähe. Wir bringen dich hin.«