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13. Der Flug der JEAN SIBELIUS
13.8 Hilfe naht
Haruki Ono pfiff durch die Zähne, als er den Ausdruck der Auswertung aus dem Kommunikationscomputer in den Händen hielt.
»Was ist?«, fragte Jan und blickte zu Haruki hinüber.
»Das musst du dir ansehen, Jan! Es ist tatsächlich eine Nachricht von der JEAN SIBELIUS.«
»Was steht drin?«, wollte Jan wissen, den die Bemerkung Harukis neugierig gemacht hatte.
»Wenn es stimmt, was diese leicht verstümmelte Nachricht enthält, dann teilen sie mit, dass sie mit einem Angriff durch Piraten rechnen.«
»Was!?«, rief Jan. »Piraten? Das darf doch nicht wahr sein.«
Seine Gedanken überschlugen sich. Der Gedanke, dass seine Frau in der Hand von Raumpiraten sein sollte, versetzte ihm einen Stich. Vielleicht war die Besatzung der JEAN SIBELIUS inzwischen gar nicht mehr am Leben. Er schob diesen Gedanken sogleich weit weg. Daran durfte er überhaupt nicht denken. Ihr Auftrag erschien ihm mit einem Mal vollkommen unwichtig. Sie mussten der JEAN SIBELIUS helfen. Er musste Isabella helfen.
»Wir ändern den Kurs!«, ordnete er an. »Mandy setz sofort einen Kurs in Richtung der empfangenen Funkimpulse.«
»Alles was Recht ist Jan«, sagte Pelle. »Aber wir dürfen nicht ohne Weiteres unseren Auftrag abbrechen oder ändern.«
»Pelle!«, rief Jan. »Isabella ist an Bord! Sie ist in Gefahr! Ich muss ihr einfach helfen – wir müssen ihr helfen! Erzähl mir jetzt bitte nichts über Pflichtbewusstsein. Wenn direkte Hilfe gegen einen Feind nicht erlaubt ist, was bitte ist dann überhaupt Pflichtbewusstsein? Wie würdest du urteilen, wenn Maria an Bord wäre?«
Pelle senkte betreten den Blick.
»Pelle hat aber recht«, mischte sich Sean McConnor vom Waffenleitstand ein. »Unser Auftrag beinhaltet lediglich einen Flug zum Asteroidenring und dortige Schießübungen – nicht mehr und nicht weniger.«
»Mir reicht es jetzt!«, ereiferte sich Jan. »Ist die FREELANCER ein Kampfraumschiff? Ja, sie ist eines. Fliegen wir zum Asteroidenring? Ja, das tun wir. Also werden wir den Kurs nur ein wenig ändern, um bei der JEAN SIBELIUS nach dem Rechten sehen zu können. Vielleicht bekommst du ja dort auch Gelegenheit, unsere Bewaffnung zu testen, Sean.«
An Mandy gewandt, befahl er: »Neuer Kurs: Quelle der Funkimpulse.«
Jan schnallte sich auf seinem Sessel fest und aktivierte der Reihe nach die Aggregate für den Flug mit dem Plasmatriebwerk. Die FREELANCER war schnell, sie war sogar verdammt schnell. Leider war der Preis für diese Beschleunigung ein Mehrfaches des eigenen Körpergewichtes, doch das war Jan egal. Er verlangte dem Schiff, sich selbst und den anderen Besatzungsmitgliedern alles ab.
Einige Stunden später meldete Haruki Ono, dass er zwei Ortungsreflexe auf seinem Schirm habe.
»Sind es Raumschiffe?«, fragte Jan aufgeregt.
»Kann ich noch nicht sagen, dafür sind wir doch noch zu weit entfernt. Ich halte dich auf dem Laufenden. Soll ich testweise unsere Kennung in diese Richtung senden?«
»Nein, auf keinen Fall«, sagte Jan. »Wenn wir es tatsächlich mit einem Überfall von Piraten auf Isabellas Frachtschiff zu tun haben, würde ich lieber so lange wie möglich unentdeckt bleiben.«
Mandy Gomez sah Jan von der Seite skeptisch an. »Du glaubst doch nicht, dass sie dort im Schiff Idioten an den Instrumenten haben, oder? Wir kommen mit Vollschub daher und du glaubst, dass sie uns nicht entdecken können? Ich würde darauf wetten, dass wir in Kürze von denen hören werden.«